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Zur künstlerischen Position von Gunther Gerlach

Gunther Gerlach ist sowohl Zeichner als auch Bildhauer. Als Zeichner verwendet er vorwiegend den Grafitstift. Als Bildhauer mit Vorliebe Holz. Beide Ausdrucksmedien ergänzen sich dialogisch.

Die Zeichnung ist für Gunther Gerlach nicht nur Bildhauerskizze, sondern kann ebenso wie die bildhauerischen Arbeiten als eigenständige Darstellungsform für sich stehen. Gemeinsam ist ihnen das Prinzip der intuitiven Suche nach Form und Gestalt. Gewinnt die Darstellung im Bildhauerischen feste Form und lässt immer wieder in abstrahierter Weise die menschliche Gestalt durchscheinen, öffnet sich in der Zeichnung ein vielfältiger flüchtiger Formenkosmos aus dem er für die bildhauerischen Arbeiten zu schöpfen weiß. Zeichnen und Bildhauern scheinen in einem fortwährenden Prozess des Suchens zu verlaufen und immer dann rechtzeitig abzubrechen, wenn sich Formen als zu gekonnt, zu fertig, zu artifiziell erweisen.

Diese prozesshafte künstlerische Haltung machen das Sperrige seiner Arbeiten aus, die dem ästhetischen im wahren Sinne verpflichtet sind. Nicht das Geschönte interessiert den Künstler, sondern das allseitig sinnlich Erfahrbare. Dabei findet sich sowohl in der Zeichnung als auch in der bildhauerischen Auffassung eine eindeutige Verpflichtung gegenüber dem Räumlichen, in der Zeichnung als der Versuch, die Vielschichtigkeit räumlicher Wahrnehmung vielperspektivisch zu durchdringen und in der Bildhauerei räumliche Dispositionen zu berücksichtigen oder zu bestimmen.

Immer tiefer schauen wir in die Staffelung von Horizonten, die in alle Richtungen zu stürzen scheinen, vor und hinter ihnen türmen sich tektonische Schichten von Skulpturoiden, hybride Mischformen der Natur, die mit einander zu sprechen scheinen.

Die Skulpturen dagegen stehen fest im Raum, sind stelenartige Raumzeichen, gestenhaft gebogen, gekrümmt, getürmt oder ausgelegt, voluminöse Kapseln oder einfach nur Bruchstücke, Artefakte aus einem größerem Zusammenhang.

Gunther Gerlachs Arbeiten sind keinem eindeutigen Stil zu zuordnen, gerade weil sie sich modischen Trends widersetzen und mit einfachem Handwerkszeug auskommen. Auf der Suche nach Form und Formung wollen sie Nichts weiter, als den Betrachter in eine eigene Welt ziehen. Wie ein Vexierbild changiert das Sichtbare zwischen Informel und Form. Der Betrachter ist gefordert, sein eigenes Bild zu machen und zu begreifen.

Die Vorliebe zum Holz ist eine ebenso inhaltliche wie praktische Entscheidung. Im skulpturalen Prozess des Fragmentierens lässt sich der Wunsch nach Ausdruck unmittelbar einlösen, wie die Linie auf dem Papier mit mal mehr mal weniger Druck die Aussage bestimmt.

Nach der Schulzeit in Eckernförde und dem Studium bei Jan Koblasa 1970 – 75 in Kiel an der Muthesiushochschule ging Gunther Gerlach nach Bremen, wo er seit 1980 ein eigenes Atelier betreibt.

Der Künstler hat eine große Anzahl an Einzel und Gruppenausstellungen in Museen, Kunstvereinen und Galerien vorzuweisen. Es stehen Arbeiten in mehreren Städten im öffentlichen Raum. Er bekam etliche Preise bei künstlerischen Wettbewerben und Ausschreibungen.