26.01. – 23.03.2025

Mendy Arp und Christine Laprell

Mendy Arp und Christine Laprell

Fragiles

Keramik – Zeichnung

 

 

Ausstellungseröffnung: 26.01.2025 um 15 Uhr
Begrüßung: Susanne Eilers
Einführung: Dr. Rainer Beßling, Kulturjournalist

Neuer Worpsweder Kunstverein
nwwk c/o Village Worpswede, Bergstraße 22, 27726 Worpswede

Die Öffnungszeiten sind derzeit
Fr – Di 10 – 18 Uhr

 

Zur Ausstellung

Das Fragile, welches eine gefügte, versierte Existenz in Frage stellt, indem es einen anderen, neuen oder unerwarteten Lebensentwurf entgegensetzt, ist Prinzip der Arbeiten sowohl von Mendy Arp wie auch von Christine Laprell. Beide fügen zusammen, verwerfen, bestimmen neu, ungewohnt, loten Grenzen aus, fordern den Betrachter heraus.

In den Räumen des nwwk werden Werke von Mendy Arp aus gebranntem oder rohem Porzellan, Kunststoff und Alltagsgegenständen und die Arbeiten von Christine Laprell auf Leinwand, Papier und langen, leichten Folien sowie zarte Drahtobjekte einen Dialog eingehen, der Unerwartetes verknüpft.

 

Mendy Arp: Fragiles

Porzellan. Kaum ein anderes Material ist so rein, zart und fragil wie Porzellan. Es bricht schnell – auch in der Verarbeitung. Erst der Brand macht den Werkstoff fest und dennoch bleibt er empfindlich. Mendy Arp arbeitet mit diesem feinen Material und bringt ihn an seine Grenzen. Sie dreht, gießt, taucht, schüttet, verformt, zieht, bemalt, kratzt, schneidet, fügt neu zusammen und bricht den Rohstoff, um Assemblagen aus verschiedenen Formen und Oberflächen herzustellen. Ihre Werke verweisen auf keramische Traditionen und brechen gleichzeitig mit ihnen. Manche Stücke werden mit Tags aus dem Straßenbild versehen, aus anderen ragen kugelförmige Geschwülste und wieder andere sind mit Blumen und Naturformen bestückt, die wie Fremdkörper auf den Keramiken sitzen und trotzdem eine Einheit bilden.

 

Viele Werke von Mendy Arp haben eine heikle Balance und befinden sich kurz vor dem Kippen. Sie stehen auf kleinen Füßen über die die Porzellankörper hinausragen und das Stück beinahe aus dem Gleichgewicht bringen. Die Schieflage eines Werkes wird von Mendy Arp im Arbeitsprozess bereits angelegt, doch die Instabilität wird im Brand verstärkt: er verformt das Porzellanstück zusätzlich und bringt es an den Rand des Fallens. Dabei nimmt Mendy Arp in Kauf, dass ein Stück umstürzt und zerbricht, denn nur so lassen sich die Grenzen des Machbaren ausloten. Wo ist der Kipppunkt? Destabilisierung und Instabilität als zentrale Fragen, die sich auf aktuelle Themen übertragen lassen.

 

In der Performance „Auflösung“ greift Mendy Arp diesen Gedanken in anderer Weise auf und führt ihn weiter. 5 Vasen stehen mit Blumen bestückt nebeneinander. Eine Person gießt Wasser in die Vasen. Nach kurzer Zeit wird sichtbar, dass sich die Farbe der Gefäße verdunkelt. Plötzlich zerbersten die Vasen mit einem Wasserschwall oder kippen zur Seite. Manche Blumen fallen auf den Boden. Das, was zunächst wie funktionierende Vasen aussieht, entpuppt sich als Schwindel. Die Gefäße sind ungebrannt und saugen das Wasser auf, bis sie sich auflösen. Nicht nur die Blumen sterben, sondern auch die Vasen. Ihr überraschender Tod verweist auf ihre Existenz, welche Täuschung und Vergänglichkeit enthält.

 

Christine Laprell: Fragiles   

Das Prinzip Collage, als Versuch der Verbindung heterogener Elemente im Zusammenhang mit malerischen, graphischen Zeichen und Materialfragmenten,  kennzeichnet die künstlerische Arbeit Christine Laprells über weite Strecken.

Im letzten Jahrzehnt hat sich im Werk Christine Laprells fortschreitend eine Reduktion und Unvermitteltheit der bildnerischen Elemente ergeben, die den Betrachter anregen, „Verlinkungen“ vorzunehmen, um die Arbeiten lesen zu können, also die Elemente in einen Zusammenhang zu bringen, der aber immer fragil erscheint.

Das Weiß dominiert in allen neueren Arbeiten auf Leinwand und Papier wie eine Art Matrix, auf der abstrakte Zeichen, Linien, Farbflecken fast zu schweben scheinen, körperbetontere Formen, geisternde Collageelemente verorten eher zart, legen nie ganz fest.

Auch wenn Christine Laprell in der spontanen Reaktion auf Literatur ( so zum Beispiel zu Gedichten von Marion Poschmann) arbeitet, oft seriell, bildet sie nie ab, illustriert nicht, arbeitet nie anders als im flüchtigen Bezug zu einem Wort, einer Struktur, schafft einen fragmentarischen, labilen Klang, eine vorsichtige , punktuelle Annäherung an den vorliegenden Text.

So sind ihre langformatigen Arbeiten auf Folie und Pergamin – die ungewöhnlicherweise im sukzessiven „Herunterzeichnen“ entstehen, nicht in der simultanen Komposition – lediglich unmittelbare Reaktionen auf literarische Texte, stehen nur für den Moment des ersten Überfliegens des Textes – erheben keinen Anspruch, Sinnzusammenhänge zu manifestieren.

Vordringlich ist das konzentrierte Spiel mit Hilfe von Bausteinen in Form von malerischen und graphischen Elementen und oft auch geisternden Collageelementen und der Leere des Dazwischen.