Möhle-Straßburger-Deutschmann

Barbara Deutschmann Skulptur und Enkaustik
Ulrike Möhle Skulptur
Sabine Straßburger Malerei
Konkret 

12.2.2017 bis 30.4.2017

Ausstellungseröffnung: 12.2.2017 um 15 Uhr
Begrüßung: Anne Teumer
Einführung: Frank Laukötter

Neuer Worpsweder Kunstverein
NWWK c/o Village Worpswede, Bergstraße 22, 27726 Worpswede

Geöffnet tgl. 10 - 18 Uhr

 

Zu den Künstlerinnen Sabine Straßburger und Ulrike Möhle

Der Betrachter als variable Größe einer Versuchsanordnung

Die Ausstellung der Künstlerinnen Sabine Straßburger und Ulrike Möhle ist mehr als die gemeinsame Präsentation von Werken einer Malerin und einer Bildhauerin. Beide Künstlerinnen untersuchen in ihrem Werk seit langem in vielfältiger Weise die konstitutiven Bedingungen der Formgebung, wobei das Sichtbare selbst reduziert auftritt. Sie stehen in der Tradition einer Kunst, in der die Mittel der Darstellung selbst zum Gegenstand der bildnerischen Gestaltung werden.

Sabine Straßburgers Ausgangspunkt ist das Tafelbild, der von Ulrike Möhle das skulpturale Volumen. Sie thematisieren in ihrem Untersuchungen auch Fragen der Grenzüberschreitung im Kontext des Raums: So bei Sabine Straßburger jene zum Objekt, und bei Ulrike Möhle eine zwischen Hülle und innerem System.

Mittel der Darstellung wie: Format, Maße, Staffelung, Farbe, Fläche, Linie, Material, Begrenzungen sind Gegenstand der bildnerischen Gestaltung und lassen eine Vielzahl von Lösungen zu, wenn sie mit bestimmten Fragestellungen verknüpft werden. Fragen wie unter anderem: Was bewirkt und welche Wirkung haben Teilung und Zusammenfügen, was Öffnen und Verbergen, was bewirkt und welche Wirkung haben Licht und Schatten, was Gegensatz und Ähnlichkeit, was die verschiedene Gewichtung einzelner Elemente?

So abstrakt solche Begrifflichkeiten und Fragen zunächst erscheinen, trägt gerade die Spannung zwischen dem rationalen Begreifen der Wirkung der Mittel und der individuellen künstlerischen Gestaltung wesentlich bei zu der sinnlichen Erfahrbarkeit des einzelnen Werks, wie auch der Zusammenschau der Werke.

Als Beispiel sei hier nur Behandlung der Oberfläche genannt. Die Konzentration auf das Material bei Ulrike Möhle durch Beton, Keramik und stark farbiger Glasur. Die beinahe monochrom wirkenden Oberflächen des Malerischen bei Sabine Straßburger, die vor allem im Licht differenzierte Farbschichten erkennen lassen.

Zur Wahrnehmung der Oberfläche gehört auch der Bezug zum Raum, wie die Staffelung von Volumen und Leinwänden, sowie das Öffnen und Verschließen von Flächen.

Eine solche sinnliche Erfahrbarkeit ist aus der Nähe oder Distanz, im Kontext verschiedener Werke oder bei jedem einzelnen Werk möglich. Ein Gang durch die Ausstellung ist gleichsam wie eine Aufforderung an den Betrachter diese Seherfahrungen von verschiedenen Standpunkten und Blickwinkeln zu erkunden.

Versuchsanordnung heißt es im Titel dieser Ausstellung in Anlehnung an ein wissenschaftliches Verfahren, in dem das Zusammenwirken verschiedener Bestandteile unter den für die Versuchsanordnung geschaffenen Bedingungen untersucht wird. Die visuellen Voraussetzungen machen jedes Werk zum Bezugspunkt der gestalteten Zusammenhänge. Untersucht wird die Wirkung auf die Seherfahrung des Betrachters und ihre Interpretation.

Eine Versuchsanordnung ist kein Zufallsexperiment, sondern geplant und zielgerichtet unter Einbeziehung verschiedener Größen. Eine variable Größe dieses Experiments ist der Betrachter selbst.

Hanne Zech

 

Zu der Künstlerin Barbara Deutschmann

Seit 1990 arbeitet Barbara Deutschmann mit den gegensätzlichen Materialien Stein (oder Beton) und Paraffn (oder Gießharz / manchmal auch Glas). Diese treten in den Wand- und freistehenden Skulpturen in ein spannungsvolles wechselseitiges Verhältnis zueinander. Im Falle von Stein wird dieser zunächst von Hand geschnitten und die Oberfläche fein strukturiert. Aus dieser Grundform werden Teile herausgeschnitten, die mit semi-transparentem Paraffn wieder aufgefüllt werden. Innerhalb dessen sind schemenhaft farbige Binnenformen oder Linien zu erkennen, Formen, die zuvor aus Hartwachs separat gegossen und präzise eingesetzt wurden. Diese scheinen durch das lichtdurchlässige transparente Paraffn hindurch und werden manchmal auf der Steinoberfläche durch Schnitte weitergeführt. In einem Balanceakt entsteht ein feines, bewegtes Zusammenspiel der konstruktiv - konkreten Formen beider Werkstoffe, die alle miteinander in einem Bezug stehen und wie ineinander verwoben wirken. Mit dem Eindruck, man könne ins Innere der Skulptur schauen, verbinden sich Stein und Wachs zu einer neuen Einheit. Nie lassen sich die Skulpturen mit einem Blick erfassen, sondern bieten immer noch eine weitere Lesart an.

Parallel zu den Skulpturen entstehen Papierarbeiten in einer speziellen Enkaustik-Technik. Handgeschöpftes Papier wird von vorne und von hinten mit transparentem und farbigem Wachs getränkt. Klare geometrische Formen und Linien changieren zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Transparenzen bestimmen auch hier die Oberflächenstruktur.


 

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